»Sicherlich haben Sie, wie jeder anständige Bürger Großbritanniens, die Nachrichten der letzten Wochen in den Zeitungen und im Fernsehen verfolgt. Wenn nicht, müssen Sie entweder blind und taub in einem sein oder extrem hinterwäldlerisch leben. Angenommen, Sie sind keins von beidem – was meinen Sie? Herrscht vor unserer Haustür ein kleiner Straßenkrieg, oder dürfen wir mit Terroristen rechnen? Also, ich finde die Idee eines okkulten Teufelsklans, angeführt von steinreichen Konzernchefs, nicht schlecht, immerhin sehen die Leichen zum Teil ja ziemlich übel aus, nicht wahr? Einige sind vollkommen zerrissen, oder ihnen fehlt das Blut… und Kinder sind doch generell ein beliebtes Opfer für satanische Zeremonien. Einige Waisenheime beklagen das Fehlen mehrerer Babys und Kinder, aber vielleicht wurde da auch nur wieder ein Skandal aufgedeckt.
Mich wundert heutzutage gar nichts mehr.«

~ Michael Mayfair - Journalist bei "The Times" ~

In London geschehen seit Beginn des Jahres merkwürdige Dinge, noch merkwürdiger als normalerweise, denn die Stadt der Schornsteine war noch nie ein Ort der Idylle und Harmonie. Schon zu Zeiten als London noch Londinium hieß hat es immer wieder Zwischenfälle gegeben, die sich niemand erklären konnte: Kinder verschwanden nachts aus ihren Betten oder wurden aus Waisenhäusern geraubt, Jack the Ripper trieb sein Unwesen und die Funde von zerfetzten Leichen versetzten die Bevölkerung in Angst und Schrecken. Nicht viele der Menschen, die in der Metropole ansässig sind, wissen auch, was sich in der Stadt verbirgt – oder besser gesagt unter ihr. Denn London ist etwas Besonderes. Seit Anbeginn der Zeit, so erzählt man sich, gibt es die Stadt unter der Stadt. Eine zwielichtige Metropole, die ebenso blühend ist wie ihre Schwester auf der Oberfläche, nur wesentlich älter und von Bewohnern besiedelt, die sonst nur in Mythen und Märchen unheimliche Realität werden. Doch die Bedrohung, von der man Kindern vor dem Schlafengehen gerne erzählt, ist realer, als die meisten Menschen wissen. Denn London befindet sich im Krieg, und das schon seit hunderten von Jahren. Während diese Zwiste jedoch meist unterhalb der Erde ausgetragen wurden und nur sehr selten bis in die Welt der Menschen hinein reichten, gab es bisher keinen Grund zur Besorgnis. Nun allerdings scheinen die Grenzen undicht zu werden und die Zwischenfälle in Über-London häufen sich - sehr zum Leidwesen jener Kreaturen, die schon seit Jahrhunderten versteckt unter den Menschen in London leben und darum bemüht sind ihre Tarnung aufrechtzuerhalten.
Denn was würde geschehen, wenn plötzlich heraus käme, dass Vampire, Werwölfe, Engel und Dämonen genauso reale Bedrohungen sind wie Atomwaffen und Genmanipulation?

Es begann im Januar mit einer Mordserie, die London in Angst und Schrecken versetzte. Blutleere Leichen wurden im Hyde Park gefunden, angeordnet zu einem Pentagramm. Die Bissspuren am Hals deuteten klar auf Vampire hin, doch was den Wenigsten bewusst war: Sie waren in Wahrheit zu groß und weit auseinander, um von einem Vampir zu stammen. Dennoch gerieten eben jene Wesen in wissenden Kreisen in Verdacht. Mehr noch: alle Opfer wurden im Gebiet um Kensington getötet, dem Revier der Lykaner. Das Immunitätsabkommen der beiden Clans war bisher nie verletzt worden, in den Revieren des Gegners wurde noch nie gewildert. Nun schien jemand eindeutig eine Fehde zwischen Lykanern und Vampiren zu beabsichtigen. Doch wer?

Es scheint so, als wolle jemand die einzelnen Fraktionen gegeneinander ausspielen, bis der Hexenkessel, der sich die Uralte Metropole nennt, explodieren und die Wesen, die unter der Erde so lange in Neutralität miteinander gelebt haben, in einen Kampf verstrickt werden würden. Sollte dies geschehen, würde es nur eines bedeuten: Die Menschen erführen, was in den Schatten der Nacht alles lauert. Von den hohen Elfenhäusern, die schon immer die Geschicke der Stadt lenkten, bis hin zu Engeln, Dämonen, Hexen, heidnischen Göttern, Lykanern, Vampiren und solchen Wesen, für die es nicht einmal Namen gibt.
Wer in diesem Ränkespiel die Fäden zieht ist nicht bekannt, doch schreibt man es im Geheimen Lucifer zu, dem Morgenstern und Sinnbild allen Bösen. Flüstert man in den stillgelegten Tunneln der U-Bahn Strecken nicht, dass die Apokalypse bereits begonnen hat und von nun an alles Übel seinen Lauf nimmt?
Doch die Wahrheit liegt irgendwo dort draußen.